Quiet Quitting ist keine stille Kündigung!

In der US-amerikanischen Arbeitswelt wird derzeit heiß über “Quiet Quitting” diskutiert. Hinter der Bezeichnung steht die Idee, dass Arbeitnehmer:innen nur die Arbeit verrichten, für die sie auch bezahlt werden. Klingt logisch, aber lässt sich das in der Praxis tatsächlich so einfach umsetzen?

Überstunden sollten die Ausnahme sein, doch für viele Arbeitnehmer:innen ist das der Dauerzustand. Regelmäßig leisten sie Mehrarbeit und können nicht pünktlich ihren Feierabend antreten. Gerade im Homeoffice kommt es häufig vor, dass auch nach Feierabend Anrufe angenommen und E-Mails geschrieben werden. Angestellte in den USA berichten von Mehrarbeit, die über ihre Kapazitäten hinausgehen. Auch hier zu Lande kennen viele Arbeitnehmer:innen das Gefühl. Sie übernehmen häufig Aufgaben, die nicht in ihrem Vertrag stehen. Eine entsprechende Anpassung des Arbeitsvertrages und des Gehalts erfolgt nicht, weshalb teilweise von Ausbeutung gesprochen wird. Ein TikTok Video hat die Debatte losgetreten. Der User Zaidleppelin erklärt, was hinter dem Begriff “Quiet Quitting” steckt und wieso er sich von der Idee, auf der Arbeit überzuperfomen verabschiedet habe. Die Arbeit, die man leistet, definiert nicht den Wert eines Menschen. Das Video ging auf den sozialen Medien viral und bekam viel Zuspruch von Arbeitnehmer:innen. “Quiet Quitting” heißt wörtlich übersetzt stille Kündigung. Der Begriff ist irreführend und suggestiert, dass Arbeitnehmer:innen sich emotional von ihrem Arbeitsplatz gelöst haben oder gar dem Unternehmen schaden möchten. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Idee hinter der Trendbewegung ist, dass nur die Arbeit geleistet wird, für die man auch bezahlt wird, um Selbstausbeutung zu vermeiden. Denn den meisten fällt es schwer, nur den Aufgaben nachzugehen, die tatsächlich vertraglich geregelt sind. Zur Führungskraft Nein zu sagen, könnte negative Konsequenzen nach sich ziehen. Die sogenannten “Quiet Quitters” entscheiden sich für Selbstfürsorge statt Ausbrennen.

In Deutschland existiert schon länger der Begriff “Dienst nach Vorschrift”, der eine ähnliche Bedeutung trägt. Es wird nur das gemacht, was in den eigenen Zuständigkeitsbereich fällt. Dieser Zustand wird oft als innere Kündigung bezeichnet und negativ behaftet. Die Arbeit nach den bestehenden Arbeitsanweisungen zu verrichten, kann allerdings nicht mit einer stillen oder inneren Kündigung gleichgesetzt werden. Wenn sich Arbeitnehmer:innen so verhalten, sind sie meist schlichtweg überlastet und frustriert. Der Großteil mag seine Arbeit und hat nichts dagegen, mal Mehrarbeit zu leisten. Aber wenn es regelmäßig zur Überarbeitung kommt, müssen sich Arbeitnehmer:innen zur Wehr setzen. Wichtig zu erwähnen ist, dass der Arbeitnehmerschutz in Deutschland deutlich stärker reguliert wird als in den USA. 

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