Interview mit Jenny Mushegera, Gründerin von CongoExcellence

Jenny Mushegera aus der Nähe von Stuttgart ist Gründerin von CongoExcellence, einer Initiative, die sich für die Entwicklung des Kongo einsetzt und stellvertretende Generalsekretärin der African Union Diaspora Youth Initiative. Sie hat einen Master in Leadership and Development und sammelte berufliche Erfahrung im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Im Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB) ist sie aktuell als Projektkoordinatorin des Interkulturellen Promotor*innen-Programm (IKPP) tätig. Im Interview erzählt sie, wie sie auf die Idee kam, CongoExcellence zu gründen, welcher entwicklungspolitische Ansatz verfolgt wird und wie sie ihre entwicklungspolitische Erfahrung für ihre aktuelle Arbeit nutzt.  

Hallo Jenny, wie bist du auf die Idee zur Gründung von CongoExcellence gekommen?

Gegen Ende meines Bachelorstudiums im März 2018, habe ich festgestellt, dass viele in meinem Umfeld, die sich selbstständig machen wollten zwar etwas im Kongo machen wollten, jedoch erst nachdem sie sich im Berufsleben etabliert haben. Ich habe mir die Frage gestellt, warum das nicht sofort geht. Warum können wir nicht sofort Unternehmen oder Aktivitäten und Projekte haben, die einen Mehrwert für die kongolesische Gesellschaft schaffen? Warum kommen wir nicht als Community zusammen und setzen Dinge sofort um? So entstand dann die Idee zur Gründung von CongoExcellence. Es geht darum, Leute dabei zu unterstützen ihren Beitrag zur sozio-ökonomischen Entwicklung zu leisten, indem wir die zusammenbringen, die networken aber auch etwas über den Kongo lernen wollen z.B., was es für verschiedene Sektoren gibt, was gerade interessant ist, was man machen kann usw..

Wie unterscheidet sich euer entwicklungspolitische Ansatz von den klassischen Ansätzen?

Die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Norden und Süden gestaltet sich oft so, dass Menschen aus dem globalen Norden versuchen einen gewissen Standard zu implementieren, indem sie den Leuten im globalen Süden zeigen, was sie zu tun haben, wie etwas aussehen soll und was Entwicklung bedeutet. Unser Motto bei CongoExcellence ist „by us, for us, through us“. Es gibt keine Kongolesin oder keinen Kongolesen, der oder die keinen Beitrag dazu leisten möchte, um den Kongo besser zu machen. Wir unterstützen diese Person in diesem Prozess, indem wir empowern, beraten, Verbindungen herstellen und Informationen liefern. Wir sind nicht da, um jemanden zu sagen, wie etwas geht, sondern wir möchten wissen, was eine Person mitbringt, was sie daraus machen möchte und was ihr dabei fehlt. Wir sind da, um zu begleiten und nicht um einen Standard zu setzen oder Leuten zu sagen, was und wie sie es zu tun haben.

Welche Projekte setzt ihr mit CongoExcellence um?

Wir haben im Oktober  die fünfte Ausgabe unseres CongoExcellence Magazins publiziert. In diesem Magazin geht es darum, Personen, Unternehmen und Initiativen vorzustellen. Es geht darum zu empowern und kongolesische Expertise zu zeigen, die wir viel zu selten sehen. Auch wenn wir nicht immer von ihnen hören, sie sind da. So gibt es viel Kontakt zwischen diesen Unternehmen, Initiativen und den Personen, die das Magazin gelesen haben und wissen wollen, was sie für den Kongo tun können. Es gibt auch Unternehmen und Initiativen, die in das Magazin möchten, um mehr Sichtbarkeit zu bekommen und zu zeigen, was sie machen. Zusätzlich zu dem Magazin hatten wir letztes Jahr eine Webinar Serie u.a. zu bestimmten Themen bzw. Sektoren wie Agrarwirtschaft, Bergbau, Jugendarbeitslosigkeit sowie zum Tourismus oder dem MINT-Sektor. In den Webinaren hatten wir Expertinnen und Experten aus den Sektoren, die Tipps und Tricks an die Jugend weitergeben bzw. aufzeigen konnten. Es ging vor allem darum, was die Jugend machen kann und warum diese in diesen Sektoren benötigt wird. Wir setzen auch auf einen panafrikanischen Ansatz und kooperieren dabei z.B. mit Social Enterprise Ghana. Zudem bieten wir noch Beratungen für andere Organisationen und Individuen an, die etwas im Kongo machen möchten und wissen wollen, wo sie anknüpfen können. 

Wie ist CongoExcellence strukturiert?

Wir sind jetzt knapp 19 Volunteers aus Deutschland, England, Belgien, Frankreich, Kongo, Mauritius und den USA. Wir haben aber auch eine Mitgliedergruppe aufgebaut, damit wir Stakeholder haben und zusammen im Kollektiv einen Mehrwert für alle generieren können. Wir haben auch Advisor die uns bei unserer Arbeit unterstützen.

Kannst du deine Erfahrung aus der Arbeit bei CongoExcellence in deinem beruflichen Alltag als Projektkoordinatorin mit einbringen?

Beim Interkulturellen Promotor*innen-Programm Baden-Württemberg (IKPP), welches ich koordiniere, geht es darum, diasporische Organisationen zu professionalisieren, zu beraten und zu vernetzen, damit sie als Expertinnen und Experten zu entwicklungspolitischen Themen auf Landesebene und wenn möglich auch auf Bundesebene anerkannt und gesehen werden. Dadurch das ich eine diasporische Organisation gegründet habe, verstehe ich die Realitäten, die andere diasporische Organisationen haben. Ich weiß wo die Schwierigkeiten liegen, wenn es z.B. um die Bewerbung um Fördermittel geht. Mein Wissen hilft mir, die Anliegen der diasporischen Organisationen den Abgeordneten, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Geldgebern gegenüber zu übermitteln.

Was sind eure langfristigen Ziele mit CongoExcellence?

Die große Vision ist, dass wir möglichst viele Kongolesinnen und Kongolesen weltweit erreichen. Durch unsere Arbeit sollen sie in die Lage versetzt werden, zu einer Verbesserung des Kongos beitragen zu können. Wir wollen in den nächsten Jahren die Zusammenarbeit mit den Kongolesinnen und Kongolesen vor Ort verstärken, um gezielter auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen zu können. Wir wollen auch, dass unser Magazin weiterwächst und wir nächstes Jahr Printmedien haben, die wir im Kongo verteilen können. Wir hoffen das wir weiterhin innovative Ideen und Projekte haben werden. Wir möchten dabei nicht im Mittelpunkt stehen, sondern eine vermittelnde Rolle einnehmen, um Leute zusammenbringen, die etwas für den Kongo leisten und leisten wollen. 

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