Immer mehr junge Afrodeutsche entscheiden sich für ein Lehramtsstudium und werden Lehrkräfte an deutschen Schulen. Die Beweggründe für die Studienwahl und diesen positiven Trend sind unterschiedlich. Eines haben die meisten afrodeutschen Lehramtsstudierende allerdings gemeinsam: Was ihnen in ihrer Kindheit verwehrt blieb – Lehrkräfte, die ihre eigene Erfahrung verstehen – wollen sie nun der nächsten Generation weitergeben. Wie viele von uns haben erlebt, wie Lehrkräfte den Namen falsch aussprechen oder Kinder mit Migrationshintergrund bewusst oder unbewusst benachteiligen. Studien zeigen, dass z.B. Leistungserwartungen von Lehrkräften für Kinder mit Migrationshintergründen oft geringer sind. Afrodeutsche Kinder sind daher immer noch im Bildungssystem benachteiligt.
Gleichzeitig hat sich die Anzahl an Kindern mit afrikanischen Wurzeln an deutschen Schulen, im Vergleich zu den Zahlen in den frühen 90er Jahren, deutlich erhöht. In einigen Stadtteilen, vor allem in den großen Ballungszentren, wie Frankfurt, Berlin oder Köln ist dies deutlich zu erkennen. Angesichts dieser Tatsache stehen Lehrkräfte vor der großen Hürde, bereits in frühen Jahren einen positiven Einfluss auf den Werdegang der Kinder haben zu können und mögliche Benachteiligungen zu vermeiden. Dafür ist ein Verständnis der unterschiedlichen kulturellen Hintergründe, sowie der besonderen Herausforderungen der Kinder umso wichtiger.
Während in der Wirtschaft immer wieder von Diversity gesprochen wird, ist es gerade im schulischen Umfeld wichtig, Lehrkräfte zu haben, die die Vielfalt ihrer Lernenden widerspiegeln und ihre Erfahrungen verstehen. Aus diesem Grund ist die Repräsentation in Bildungseinrichtungen sehr wichtig. Einige Schulen, insbesondere in großen Ballungszentren mit einem hohen Anteil von Kindern mit z.B. afrikanischen Wurzeln, haben für sich selbst die Notwendigkeit von Repräsentation erkannt. Aktiv wird nach Lehrkräften gesucht, in denen sich die Kinder wiederfinden können. Erfahrungen zeigen, dass dies nicht nur äußerst positiv bei den Kindern selbst ankommt. Manche Kinder fragen oft ungläubig, ob es sich bei der dunkelhäutigen Frau oder dem Mann wirklich um die neue Lehrerin oder den neuen Lehrer handelt. Auch Eltern fühlen sich insgesamt gut aufgehoben, wenn z.B. beim Vorlesen der Kindernamen alle Namen auf Anhieb richtig ausgesprochen werden. Dass die angehenden Lehrkräfte sich in beiden Kulturen zuhause fühlen, ist ein Plus, welches es für eine in Zukunft ausgeglichene und gerechte Gesellschaft zu nutzen gilt.